
Schauspielerphotographien, ursprünglich entstanden zur Bewerbung an den Theaterbühnen des Landes, wurden vermehrt nun auch an das Publikum verteilt, die Nachfrage stieg rasch.
Bis in die 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts gelten Starpostkarten als star-bildendes Attribut und Vehikel des Starkults.
Seit dem fungieren derlei "Devotionalien" als Stellvertreter für den abwesenden Star.
Durch die sich später enorm erweiternde Palette an Fanartikeln, eröffneten sich dem Publikum nach und nach mannigfaltige Möglichkeiten, sich dem eigenen Idol zu nähern, oder durch z.B. Fankleidung scheinbar gar eins mit ihm zu werden.
Zum Star gehört eine grundsätzliche Distanz zum Publikum, Unerreichbarkeit und Ferne, die gelegentlich im Theater, im Film oder eben bei Rockkonzerten aufgehoben werden kann, die aber nicht grundsätzlich aufgehoben werden darf.
Der Nachbar von nebenan, den man im Alltag erlebt, und den man mit all seinen Schwächen kennt, ist kein Star.
Die Nähe, vor allem die alltägliche Nähe, löscht Startum aus, auch wenn neuerdings die exakte Umkehrung dieses Prinzips in den sogenannten Castingshows praktiziert wird. Hier gilt: Jeder kann ein Star sein.
Anpassung und Disziplin ersetzen Originalität. Das "Geheimnisvolle" der "Aura", von der Walter Benjamin spricht (siehe: Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit), wird durch die totalveräußerung des Privaten von vornherein verunmöglicht. Diese "Stars zum Anfassen" , "Idole von nebenan" müssen mittlerweile wenigstens jährlich reproduziert werden, so rasch verliert die Öffentlichkeit hier das Interesse.
Ganz anders verhält es sich da bei den Rolling Stones, denen es wie wohl keiner anderen Band gelungen ist, sich selbst als auratisch aufgeladene Marke zu etablieren.
Dabei ist es nicht einmal mehr nötig, das Abbild der Stars (also der Bandmitglieder) zu reproduzieren, denn das berühmte Zungenlogo ist längst mindestens ebenso berühmtes Symbol für die Band im Speziellen ,aber auch Sex, Drugs and Rock'n'roll und Protest im Allgemeinen, sie dient als Stellvertreter für Band und Lebensgefühl.
"Eine Ikone in der Unterhaltungsbranche", nennt sie Klaus Brandmeyer, Direktor am Institut für Markentechnik in Genf, vergleichbar mit dem MGM-Löwen und der Weltkugel von Universal, ähnlich einprägsam wie die Schweifschrift von Coca-Cola.
T-Shirts, Kappen und Jacken usw. haben der Band allein zwischen 1989 und 2003 einen Umsatz von 140 Millionen Dollar beschert. Seit dem dürften noch etliche Millionen hinzugekommen sein.
Um die Geldmaschine der Stones auch weiterhin auf Hochtouren laufen zu lassen, werden keine Möglichkeiten ausgespart.
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