Dienstag, 31. März 2009

Satanische Botschaften - "Sympathy for the Devil" in den Medien, Part I

Nur zwei Jahre nach erscheinen des Songs schreibt
Hellmuth Karasek in Die Zeit:

"Jagger braucht keine Titel anzusagen, er bestimmt nur die Richtung, wenn er Country Music oder „We gonna rock" ansagt. Denn die Stones stürzen sich immer wieder mit neuen Improvisationen in die gleichen Titel, die seit „Let it bleed" und „Sympathy for the devil" ihr Repertoire bilden. Es sind Nummern, an deren wilder Ausgewogenheit, an deren stets wiedergewonnener Spontaneität man alle gegenwärtige Rockmusik zu messen hat." (1970)

Schon damals gehörte der Song zum festen Bestand der Gruppe, man erahnt die damalige Einwirkung dieses richtungsweisenden Stückes, wenn selbst Literaturkritiker mit offensichtlich limitiertem Musikwissen ("wilde Ausgewogenheit"?) schon damals das Epochale dieses Songs erkennen.

Ein paar Jahre später, im stark politisierten Deutschland des Jahres 1976 nimmt man sich an selber Stelle kritisch des Songtextes an, und resümiert:
"Ein merkwürdiger Teufel, in dessen Rolle Mick Jagger da schlüpft.. Er hat die russische Revolution gemacht und die Kennedys ermordet. Für welches geschichtliche Prinzip steht dieser Teufel? Welche Ideologie ist es, die dieselbe Kraft für die Ermordung des Zaren und der Kennedys verantwortlich macht? (Solschenizyn wüsste vielleicht eine Antwort darauf.)"

Der Systemkritiker und Nobelpreisträger für Literatur, Alexander Issajewitsch Solschenizyn, der sowjetischen Heimat verwiesen, nach einer Zeit im Asyl bei Heinrich Böll in die USA ausgewandert, hätte in der tat eine bestimmt spannende Antwort auf diese Frage gehabt.

Ein Jahr später taucht der Titel in Verbindung mit dem Terror in Deutschland auf:
"Gemeinhin ist es der Gemeinschaftsfilm "Deutschland im Herbst", mit dem Fassbinder, Schlöndorff, Kluge und andere Filmemacher das Terrorjahr 1977 verarbeiteten, der als begriffsbildend gilt. Dorothea Rein, Gründerin des Verlags Neue Kritik, behauptet anderes: "Wir haben im Februar 1978 das Buch ,Ein deutscher Herbst' herausgebracht. Das hat den Begriff geprägt." Anlass für das Buch sei eine Podiumsdiskussion gewesen, die unter dem Titel "Sympathy for the Devil" kurz vor der Geiselbefreiung von Mogadischu auf der Frankfurter Buchmesse stattfand." (taz, 2007)


Keine Kommentare: