
Die Ex Nihilo Vineyards Inc. bietet seit vergangenem Jahr einen Eiswein mit dem wohlklingenden Namen Sympathy for the devil feil, erhältlich als Riesling oder Pinot Noir.
Albern? Ja, und doch ergibt hier das Konzept des Merchandisings Sinn wie kaum sonst wo. Das Fan-Produkt ist hier mit seinem Fan gealtert, denn der durchschnittliche Stones-Fan ist dem Poster-Alter längst entwachsen, und auch das Zungen-Shirt wird höchstens noch für das Konzert aus dem Schrank geholt.
"What do Keith Richards and a bottle of ice wine have in common? They both have the unnerving ability to last for decades: ice wine because of its high acidity and Keith Richards because… well, not everything in nature can be explained."
So kalauert das Magazin Winespectator, und auch wenn es scherzhaft gemeint ist, zeigt sich hier doch der Marketinggedanke hinter dem Produkt: Die Rolling Stones ("Blood Red Wine"), mit ihrem Publikum über die Jahre gereift, aber ob ihrer Vergangenheit auch immer noch Symbol für Sinnlich- und Sündhaftigkeit, nun mit Wein zum Merchandisingprodukt zu vereinen, liegt nahe.
"It is rare, enchanting and a little bit sinful"
Die Marketingstrategie geht hier aber noch weiter, da jene die Aura konstituierenden Attribute dem Produkt selbst, sprich: seinem Inhalt zugeschrieben werden- Sex , Drugs and Rock'n'roll zum trinken.
Dass dieses Konzept wohl kaum aufgegangen sein wird, ist wahrscheinlich. Kaum ein Kenner wird Wein, der sich mit fremden Federn zu schmücken hat, interessiert einer Kostprobe unterziehen, während die dekorative Flasche allein für selbst eingefleischte Stones-Fans selten als Kaufargument ausgereicht haben dürfte.
Und für ein Bankett ist der Wein mit 125 $ pro Flasche jedenfalls nicht nur für Bettler ein wenig zu teuer.
Und dennoch passen Produkt und Marke hier bestens zusammen.
Ganz besonders, da die Weinsorte nach dem berühmten Klassiker der Band benannt wurde. Sünde und Verführung wurden schon bei den Griechen mit dem Rebensaft in Verbindung gebracht, ganz explizit bedichtete etwa der Lyriker Franz Keim Ende des 19. Jahrhunderts den "Teufel im Wein":
Ein neuer Geist in Kopf und Herz
Macht deine Zunge lallen./
Ein Gott erhebt dich himmelwärts –
Der Teufel läßt dich fallen.
Eine gewisse Parallele zu unserem Songtext lässt sich vielleicht sogar herstellen: Der Wein trinkende Sünder steigt hier auf in den Himmel ("And all the sinners saints"), der Teufel lässt ihn schließlich fallen ("I'll lay your soul to waste").
Bleibt abzuwarten, wo wir die berühmte Zunge in Zukunft noch überall werden entdecken können.
Cheers!

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